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Der Roman ist ein Experiment für Autor und Leser gleichermaßen: In 2 aufeinander bezogenen Geschichten, "Mr. Gwyn" und "Dreimal im Morgengrauen", schreibt Barrico über das Schreiben und Nicht-mehr-Schreiben-Wollen, über Autor und Leser, Porträt und Selbstfindung im Lesen und beim Schreiben.

Mr. Gwyn, bekannter Autor, beschließt unwiderruflich, nicht mehr zu schreiben, sondern "Kopist" zu werden, individuelle Porträts mit literarischen Mitteln anzufertigen als eine Art schreibender Lucian Freud. So nimmt der Leser Teil an einem befremdend intim wirkenden, literarischen Experiment Bariccos, perfekt stilisiert in Szene gesetzt und bevölkert mit Bariccos wundersamen Gestalten: Es geht um Schreiben, um die Transformationen von Subjekt und Objekten des "Beschriebenen", Kopie und Schöpfung. Ohne befriedigende Antworten, aber vielen ausgelegten Spuren folgend, gelangt man dann zur 2. Geschichte: "Dreimal im Morgengrauen", ein geschickt vollzogener Genre- und Tempowechsel zum Film Noir und einer gewalttätigen Realität hin. Verstehen wir nun Mr. Gwyn, Baricco, Autoren oder uns Leser selbst besser? Der Roman fasziniert wie alle Bariccos durch Sprache, Bilder und Verrätselung, hinterlässt aber auch die Frage, ob hier nicht, in kostbar manierierter Hülle, viel Luft daherkommt oder einfach Selbststilisierung von Bariccos "postmodern post-career" (NYTimes)? Intellektuelle Kost.